Auswinterung von Gehölzen

Das Auswintern von Pflanzen ist ein uns stetig begleitender Unsicherheitsfaktor bei der Kultur im Freiland.

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Hauptaugenmerk gilt hierbei meist den auftretenden Lufttemperaturen. Natürlich ist die Temperatur eine der Hauptfaktoren für Auswinterungsschäden. Jede Pflanze weist hier ihr typisches, maximal verträgliches Temperaturniveau auf.

Bezüglich der Temperaturen sollte man sich auch Gedanken im Hinblick auf den Untergrund der Beete machen. Es ist hierbei ein großer Unterschied, ob es sich um einen natürlichen Boden handelt oder um eine Aufschüttung mit Lava oder anderen Gesteinen. Bei mineralischen Aufschüttungen treten aufgrund isolierender Effekte gegenüber klassischen Böden deutlich niedrigere Temperaturen auf.

Jedoch ist die Temperatur nicht allein dafür verantwortlich, wie hoch ein Schaden ausfallen kann. Eine Reihe anderer Faktoren spielt auf Basis von Praxiserfahrungen und Messungen des Kleinklimas eine ebenso entscheidende Rolle.

Grundsätzlich wird die Frosthärte schon relativ früh im Jahresverlauf geprägt. Eine über den Sommer im ungeschützten Freiland kultivierte Pflanze ist deutlich frostverträglicher als eine im Sommer/Spätsommer oder gar Herbst aus dem geschützten Anbau ins Freiland überführte Pflanze.

Extrem stickstoffbetonte oder langanhaltende Düngergaben mit einem stickstoffbetonten Volldünger führen zu „weichen“ Pflanzen, die eher Probleme mit der Frosthärte aufweisen. Extrem mager kultivierte Pflanzen scheinen hier auch nicht der Lösungsansatz zu sein. Eine N-reduzierte bzw. kalibetonte Düngung auf normalem Niveau ist hier der richtige Mittelweg.

Der Feuchteverlauf im Substrat wird eine entscheidende Rolle bei der Auswinterung spielen. Natürlich sollten sich die Pflanzen bzw. der Substratballen im Bereich der Wassersättigung befinden. Das Feuchteniveau im Pflanzenbestand kann sich aufgrund einer Reihe von Faktoren ändern. Auf Kulturflächen mit mineralischen Auflagen und Drainagen kann man regelmäßig beobachten, dass oberhalb der Drainagen die höchsten Ausfallraten zu verzeichnen sind. Es ist anzunehmen, dass hier die Pflanzen trockener stehen als auf den umgebenden, nicht unmittelbar drainierten Flächenteilen.

Die Abdeckung mit Vlies kann dazu führen, dass Teilbereiche des Pflanzenbestandes nur unzureichend mit Wasser aus Regen oder einer Beregnung versorgt werden. Die sich hierdurch bildenden trockenen Stellen weisen ein erhöhtes Auswinterungspotenzial auf.

Der Einfluss von Wind ist ebenfalls ein wichtiger Faktor für Schäden. Bekannterweise treten die Schäden an den windzugewandten Außenseiten der Kulturfläche am massivsten auf. Neben Temperatureffekten im Randbereich wird der überwiegende Grund darin liegen, dass hier Austrocknungsprozesse stattfinden. Gleichermaßen kann man beobachten, dass sich ggf. ausbildende „Windwege“ unterhalb des Vlieses ebenfalls zu erhöhten Austrocknungsprozessen (Substratund Luftfeuchte) führen, die im Grenzbereich zu höheren Schädigungen beitragen. Entscheidend ist von daher, das Vlies gleichmäßig und vor allem ohne Eintrittsund Angriffsflächen für Wind zu verlegen.

Zur Abdeckung für einen Winterschutz kommen recht unterschiedliche Materialien, zum Teil auch in Kombination miteinander, zum Einsatz. Hier eine richtige Auswahl zu benennen, ist schwierig. Aus der Beobachtung heraus muss die Entscheidung für die Materialien primär darin liegen, dass diese geeignet sind, Wind und Sonne gleichmäßig aus dem Stand fernzuhalten, Wasser gleichmäßig durchzulassen und ein gleichmäßiges Mikroklima unterhalb des Vlieses herzustellen.

Erfahrungsgemäß sollte bei aufliegenden Vliesen eher mehr als weniger Material zum Einsatz kommen.

Norbert Gröger
Ingenieurbüro Gröger, www.ib-groeger.de