Rasenfilz – Problematik auf Golf- oder Fußballplatz vermeiden

Jeder Greenkeeper und Platzwart hat schon einmal von Rasenfilz gehört und einige kennen diese Problematik von ihrem Golf- oder Fußballplatz. Filzbildung ist, insbesondere auf stark belasteten Sportrasenflächen, weit verbreitet.

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Was ist Rasenfilz?

Rasenfilz besteht aus abgestorbenem organischem Pflanzenmaterial, welches dicht ineinander verwoben ist. Ausgangsmaterialien sind in erster Linie Wurzeln und Rhizome, sowie Stolonen und Blätter der jeweiligen Rasenpflanzen. Rasenfilz bildet sich unmittelbar auf der Bodenoberfläche bzw. der Tragschicht und ist von oben betrachtet durch die darauf sitzenden Rasenpflanzen nicht zu sehen. Erkennbar wird die Verfilzung erst, wenn ein Profil des Bodens ausgestochen wird. Sie zeigt sich dann als dunkelbraune Schwammschicht. Filzbildung ist ein normaler, natürlicher Vorgang im Rasen, der sich positiv auf den Boden und dessen Bewuchs auswirkt. Ab einer Stärke von ca. 15 mm kann er aber zu erheblichen Problemen im Rasen führen. Diese werden umso massiver, je stärker der Filzhorizont anwächst.

 

Rasenfilz als dunkel brauner Streifen deutlich sichtbar.

 

Wie entsteht Rasenfilz?

Rasenfilz entwickelt sich immer dann, wenn die organische Aktivität nicht mehr ausreicht, um die Masse an organischem Material abzubauen. Die Ursachen hierfür liegen in den umgebenden Faktoren, also dem Lebensraum der Bodenlebewesen. Dieser setzt sich u.a. aus Bodenart, Luft, Wasser, Temperatur und Nährstoffen zusammen. Wenn einer oder mehrere dieser Faktoren nicht optimal sind, werden die Bodenorganismen in ihrer Tätigkeit mehr oder weniger stark eingeschränkt und die Anhäufung von totem organischem Material, für uns sichtbar als Rasenfilz, ist die Folge.

 

Einflussgebende Faktoren genauer betrachtet:

 

Der pH-Wert

Hier liegt die wohl häufigste Ursache für eine gehemmte Bodenaktivität. Das Optimum für den Abbau organischer Substanz liegt bei pH-Werten zwischen 6 und 7. Sinkt dieser Wert, verringert sich auch die Aktivität im Boden bis sie schließlich bei Werten um 4,0 fast ganz zum Erliegen kommt. Der optimale pHWert für Rasengräser liegt zwischen 5,5 und 7,0. Dieser Bereich variiert etwas, da die einzelnen Arten und Sorten der Gräser unterschiedliche Ansprüche haben. In den meisten Fällen ist darum ein pH- Wert von 6 – 6,5 sowohl für die Gräser als auch für die Bodenorganismen optimal. Es empfiehlt sich also, den pH- Wert in regelmäßigen Abständen zu prüfen und entsprechend zu reagieren, z.B. mit Kalkgaben, wenn er absinkt. Dabei handelt es sich nicht um ein plötzliches Ereignis, sondern um einen langfristigen Prozess, der die regelmäßige Beobachtung und entsprechende Kontrolle erforderlich macht. Hier ist das Entnehmen von Bodenproben in zweijährigen Intervallen obligatorisch.

 

Die Bodenluft

Einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Aktivität im Boden kommt der Luft und damit dem Sauerstoff zu, der für die aeroben Bodenorganismen lebensnotwendig ist. Für Sauerstoffmangel verantwortlich sind sehr häufig Bodenverdichtungen. Im Zuge dieser Verdichtungen – hervorgerufen durch beispielsweise das Befahren mit zu schweren Maschinen oder durch die Verwendung schwerer Walzen – nimmt das Porenvolumen im Boden ab und der Anteil an Grobporen sinkt. Sauerstoffmangel ist die Folge. In dieser Hinsicht spielt natürlich die Bodenart und auch die Feuchtigkeit eine große Rolle. Lehm und Ton haltige Böden neigen eher zur Verdichtung. Hier ist auch der Anteil an Feinporen, in denen Wasser gut gehalten wird, deutlich größer als in sandigen Böden.

Eigenschaften im Vergleich / nach Quelle: Deutsche Rasengesellschaft, Internet

 

EigenschaftenBoden mit
hohem Sandanteil
LehmbodenBoden mit hohem Tonanteil
Anteil GrobporenGroßNimmt eine Mittelstellung einKlein
Luftgehalt in Vol.-%30 - 400 - 15
DurchlüftungIntsensivSchlecht
WasserführungGutSchlecht
Wasserhalte-
vermögen
GeringHoch
Nährstoffhalte-
vermögen
GeringHoch
Kationen-Austausch-KapazitätGeringHoch
ErwärmungGutSchlecht
DurchwurzelbarkeitGutSchlecht
BearbeitbarkeitLeichtSchwer

 

In Zeiten mit viel Niederschlag kommt es häufig zu einem Ungleichgewicht zwischen Luft und Wasser im Boden, da das Wasser die Luft in den Poren verdrängt. So verhält es sich auch bei der künstlichen Bewässerung. Wird in zu kurzen Abständen mit zu großer Menge bewässert, kommt es kurzzeitig zu anaeroben Verhältnissen im Boden, die ein Absterben der Bodenorganismen zur Folge haben und damit einen verringerten Abbau des organischen Materials.

 

 

Die Grafik verdeutlicht noch einmal das Verhältnis von Fein- und Grobporen im Boden und zeigt das optimale Verhältnis untereinander. Die Bewässerung sollte in jedem Fall bedarfsgerecht erfolgen: Immer unter Einbeziehung des natürlichen Niederschlags, tiefgründig mit längeren Abständen und immer im Hinblick auf die Bodenart und die Bedürfnisse der jeweiligen Gräserart.

 

 

Um Verdichtungen vorzubeugen und wenn der Boden zu viele Feinanteile besitzt, muss unbedingt maschinell belüftet werden. Das kann durch vielfältige Maßnahmen, wie Aerifizieren mit Voll- oder Hohlspoons, Schlitzen, Graden, Spiken, Tiefenlockerung, etc. geschehen. Gerade Aerifiziermaßnahmen (möglichst mit Hohlspoons ca. 5 – 10 cm tief ) und Arbeiten zur Tiefenlockerung (bis ca. 40 cm) sollten immer in Verbindung mit anschließendem Besanden erfolgen, um dauerhaft sauerstoffhaltige Grobporen im Boden zu etablieren und die Drainage zu verbessern. Die Wichtigkeit der regelmäßigen mechanischen Bodenbearbeitung muss hier noch einmal besonders betont werden. Ohne sie ist es nicht möglich auf stark belasteten Flächen Rasenfilz zu bekämpfen oder seine Bildung zu vermeiden.

 

Weiter Faktoren

Zu den bereits genannten Erschwernissen kommen häufig noch Faktoren, die den Abbau der organischen Masse zusätzlich erschweren. So neigen einige Gräserarten eher zur Filzbildung als andere. Gräser wie Festuca-Arten z.B. besitzen einen höheren Ligninanteil. Daher dauert der Abbau ihrer Blätter länger als dies beispielsweise bei Loliumarten der Fall ist. Auch die Einjährige Wiesenrispe (Poa annua) neigt sehr zur Bildung von Rasenfilz.

Während das Mulchen beim regelmäßigen Mähen eher eine untergeordnete Rolle bei der Bildung von Rasenfilz spielt, kommt der Düngung eine deutlich größere Bedeutung zu. Die Verwendung schnell wirksamer Dünger auf Nitrat- und Ammoniumbasis führt zu Stoßwachstum. Die Folgen sind neben der übermäßigen Stoffproduktion große und weiche Zellen, die die Stabilität der Pflanzen beeinträchtigen und es Krankheitserregern erleichtern in die Pflanzen einzudringen. Dies kann jedoch durch die ausschließliche Verwendung von Langzeitdüngern vermieden werden. Der Grund liegt neben der Arbeitsersparnis vor allem in der gleichmäßigen Abgabe der Nährstoffe über den angegebenen Zeitraum. Durch die Verwendung hochwertiger Rasendünger wird das Stoßwachstum, und damit die Überproduktion von organischem Material, welches nicht mehr in ausreichender Menge verarbeitet werden kann, vermieden.

 

Wie kann die Bildung von Rasenfilz vermieden werden?

In den meisten Fällen kann man davon ausgehen, dass nicht nur einer dieser genannten Faktoren für die übermäßige Bildung von Rasenfilz verantwortlich ist. Vielmehr ist es eine Verkettung mehrerer ungünstiger Umstände, die dazu führen und die sich oft auch gegenseitig begünstigen.

Weiter oben wurde bereits auf einige Maßnahmen zur Bekämpfung des bereits vorhandenen Rasenfilzes hingewiesen. Doch auch hier gilt sicherlich: “Vorbeugen ist besser als Heilen”. Regelmäßige mechanische Maßnahmen wie das Vertikutieren und Aerifizieren mit anschließendem Sanden, der Einsatz hochwertiger Langzeitdünger zur Vitalisierung der Rasengräser, sowie eine sinnvolle Bewässerung bilden die Grundlage der Rasenpflege. Werden diese Punkte beachtet, sollte Rasenfilz kein Problem mehr darstellen und einem schönen und gesundem Rasen nichts mehr im Wege stehen.