Ein Einblick in die Saatgutbranche

Simon Taylor, Product & Business Development Manager Grass Seeds bei ICL, gibt einen Einblick in die Entwicklung des Rasensaatgutangebots von ICL.

Februar 15, 2022
6Min

Seit seinem Abschluss in Agrarwirtschaft 1986 arbeitet Simon in der Saatgutbranche. Nunmehr 23 Jahre ist Simon in der britischen Rasensaatgutbranche aktiv. Seit 2012 leitet er nach unterschiedlichen Stationen in seiner Karriere die Saatgutsparte von ICL.

 

„Ich bin für die weltweite Leitung des Saatgutprogramms bei ICL verantwortlich. Dazu arbeite ich mit wichtigen Partnern in den USA und Europa zusammen, um ein vielseitiges Portfolio für alle Rasensorten zu gestalten. Da unsere Kunden aus ganz Europa und dem Rest der Welt kommen, müssen wir unser Angebot auf viele unterschiedliche Klimabedingungen und Anwendungszwecke abstimmen. Wir bieten unsere Lösungen im Rahmen eines Gesamtpakets an. Indem wir die besten Rasensamen mit der neuesten Düngetechnologie kombinieren, sorgen wir für einige der besten natürlichen Sportflächen weltweit.“

 

„Als ich bei ICL anfing, stammte das Saatgutportfolio zu 100 % aus dem amerikanischen Scotts-Programm. Zu dem Zeitpunkt verkaufte Scotts die Geschäftsrechte in Europa an ICL; gleichzeitig wurde auch das US-Saatgutportfolio eingestellt. In den vergangenen 5 Jahren hat sich das Portfolio drastisch verändert. Wir haben nicht nur bessere Sorten eingeführt, sondern das Programm auch zu gleichen Teilen zwischen amerikanischer und europäischer Genetik aufgeteilt. Ergebnis ist ein wesentlich flexibleres Angebot für Endanwender. Diese Veränderungen an unserem Geschäft haben zu einem beständigen Wachstum von Jahr zu Jahr geführt. Dies unterstreicht die Qualität unserer Produkte. Und darauf bin ich besonders stolz.“

 

Simon bei der Auswertung von Versuchen bei Den Haan Zaden in den Niederlanden

 

Auswahl der besten neuen Grassorten für Höchstleistungen in allen Bereichen

Aber wie entwickelt bzw. wählt man die besten neuen Grassorten aus? ICL hat einen proaktiven Ansatz, da wir diverse Rasengräser aller wichtigen Spezies auswählen und testen. Zudem arbeiten wir mit privaten Züchtern wie Mountain View Seeds in den USA und Den Haan Zaden in den Niederlanden zusammen.

 

„Diese Partner haben uns zahlreiche neue Möglichkeiten eröffnet. Tausende individueller Pflanzenkollektionen entstehen jedes Jahr, um die genetische Grundlage des Saatgutprogramms weiter zu diversifizieren. Damit einher geht ein Austausch mit dem renommierten Entwicklungszentrum für Rasengräser der Rutgers University in New Jersey, um neue und aufregende Sorten zugänglich zu machen. Ziel ist es, Sorten zu entwickeln, die an viele verschiedene Umgebungsbedingungen anpassbar sind und flexibel in verschiedenen Anbauprogrammen eingesetzt werden können.“

 

Die Rasengräser im ICL-Portfolio vereinen positive Eigenschaften aus amerikanischen und europäischen genetischen Quellen. So können Saatgutmischungen entwickelt werden, die ein breites Spektrum abdecken. Dies ist aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen in den einzelnen europäischen Regionen entscheidend. Aus diesem Grund werden Sorten in den Niederlanden getestet, und zwar nicht nur, um den Kunden etwas vorführen zu können, sondern auch um zu verstehen, welche Sorten am besten zueinander passen. So können die besten Mischungen für die Saatgutreihe ProSelect entwickelt werden.

 

„Wir glauben, dass wir den Klimawandel im Griff haben, aber wir haben gar keine Kontrolle über Wetteränderungen. Und genau in diesem Punkt brauchen Rasenmanager Gewissheit. Sie müssen sich sicher sein können, dass Ihre Saatgutmischungen und Einzelsorten mit allen ausgesetzten Widrigkeiten umgehen können. Grundsätzlich ist es Ziel, das Saatgut mit der besten Gesamtleistung zu entwickeln. Es muss gegen Krankheiten resistent sein und sich an klimatische Bedingungen und unterschiedlich intensive Nutzung anpassen. Wichtig ist dabei immer, dass der Rasen gut aussieht und widerstandsfähig ist. Intensiv genutzte Sportstätten haben einen zunehmenden Bedarf an natürlichen Rasenflächen. Hier gilt außerdem die Anforderung, dass der Rasen fürs Fernsehen perfekt aussehen muss, so Simon.  „Im Verlauf meiner beruflichen Laufbahn hat sich der Begriff „Nachhaltigkeit“ mehrfach gewandelt. Er kann abhängig von den Umständen vieles bedeuten. Viele Menschen glauben, dass es nur darum geht, etwas für die Erde zu tun und sich dabei gut zu fühlen. Aber wenn man für den natürlichen Rasen einer Sportstätte verantwortlich ist, muss man auch berufliche Aspekte berücksichtigen. Dies verändert den Begriff der Nachhaltigkeit. Es geht darum, möglichst hochwertige Flächen zu entwickeln, die wirtschaftliche Machbarkeit und Umweltbewusstsein miteinander vereinen. Denn Golf- und Fußballspieler wollen auf einem Rasen spielen, der höchsten Ansprüchen genügt.

 

„Sind radikale Veränderungen möglich, um Rasengräser umwelttechnisch nachhaltiger zu gestalten? Wahrscheinlich nicht! Die Graszüchtung ist ein langsames, traditionelles Geschäft. Das Züchten einer neuen Sorte kann 10–15 Jahre in Anspruch nehmen, aber die Fortschritte in der traditionellen Pflanzenzüchtung bringen nur geringe Verbesserungen mit sich. Wir können unseren Einfluss geltend machen, indem wir Grassorten entwickeln, die eine höhere Widerstandskraft gegen Krankheiten aufweisen und somit einen geringeren Bedarf an Fungizidbehandlungen haben. Das Gleiche gilt für Sorten, die eine höhere Trockentoleranz aufweisen, da Bewässerung weltweit teurer wird und längst nicht für alle verfügbar ist. Hier sehe ich die größten Veränderungen.    Simon ist der Ansicht, dass Rasenmanager und die gesamte Branche für die meisten Änderungen kurzfristig Verantwortung übernehmen können. „Die größten Verbesserungen sind auf dieser Ebene möglich. Ein umfassender Ansatz für Rasenmanagement bedeutet, dass man in der Lage ist, viele Probleme zu verhindern, bevor Herbizide und Fungizide zum Einsatz kommen. Zum Glück verstehen Unternehmen und Endverbraucher Rasengräser als Pflanzen und ihre Grundbedürfnisse von Tag zu Tag besser.

 

Tests mit allen Spezies

Da bei der Bewertung von Rasengräsern so viele Aspekte zu berücksichtigen sind, ist es hilfreich, mit unabhängigen staatlichen Rasentests zu arbeiten und gleichzeitig über ein eigenes Testprogramm zu verfügen. „Unabhängige staatliche Rasentests sind unverzichtbar für die Bewertung von Rasengräsern – ob man sie nun mag oder nicht. Das amerikanische Rasenbewertungsprogramm „American National Turf Evaluation Programme“ (NTEP) ist ein sehr umfassendes System, das Daten aus den meisten Bundesstaaten erfasst. Meiner Meinung nach weißt dieses System allerdings eine Schwäche auf, denn es basiert zu großen Teilen auf der Bewertung von Sommersportarten. Was Südeuropa betrifft, sind diese Rasengräser perfekt für Sportstadien und Golfplätze geeignet. Die Auswahlkriterien von intensiv genutzten Rasen für kältere Regionen in Nordeuropa sehen natürlich ganz anders aus, da hier andere Lichtverhältnisse vorherrschen.

 

Die meisten Länder haben eigene Rasentestprogramme, die als Referenz für Rasenleistung herangezogen werden können. Dennoch ist Simon überzeugt, dass es immer noch am besten ist, sich selbst davon zu überzeugen, was in der eigenen Situation am besten funktioniert. „Wir bei ICL setzen auf die Zusammenarbeit mit Kunden, um herauszufinden, was in ihrem Fall die beste Lösung ist. Außerdem führen wir in den Niederlanden unsere eigenen Rasenbewertungen im Rahmen eines Sortenprüfprogramms durch. Hier wird ermittelt, ob es sich lohnt, eine bestimmte Sorte in unser Portfolio aufzunehmen. Das bedeutet, dass wir alle Spezies und die darin vertretenen 40–50 Sorten testen, sodass wir letztendlich etwa 200–300 verschiedene Sorten bewerten!      

 

Spannende neue Saatgutsorten

Die Tests bilden die Grundlage, auf der Simon Rezepte für die ProSelect-Mischungen formuliert. Verschiedene Sorten können somit vereint werden, die einander ergänzen. Dadurch kann ein Rasen mit konstant hoher Leistung erschaffen werden. „Bisher sind wir in der Branche nicht als wichtiger Lieferant für Rasengräser bekannt. Der Grund dafür ist meiner Meinung nach, dass der Markt von bekannten Unternehmen dominiert wird, die mit einer jahrzehntelangen Unternehmensgeschichte und Markenpräsenz aufwarten können. Wir sind erst seit 10 Jahren in dieser Sparte aktiv.  Und da kommt ProSelect ins Spiel. Werfen Sie einen Blick auf unser Portfolio, das sie mit spannenden neuen Sorten überraschen wird, die Ihre Erwartungen weit übertreffen.

Haben Sie Fragen zu Rasensaatgut oder der ProSelect Reihe? Dann ist Simon für Sie da: simon.taylor@icl-group.com